In Deutschlands nördlichstem Energieeffizienz-Netzwerk haben sich Stadt- und Gemeindewerke sowie kommunale und private Unternehmen zusammengetan, um gemeinsam gesetzlich vorgeschriebene Energie-Audits umzusetzen. Das Ziel wurde schnell erreicht. Die sich daraus entwickelnden Projekte gingen dann weit über die Erfüllung der rechtlichen Vorgaben hinaus.
Das Energieeffizienz-Netzwerk Region Kiel wurde 2015 gegründet, um die für viele Unternehmen gesetzlich vorgeschriebenen Energie-Audits gemeinschaftlich umzusetzen. Durch die Bündelung der Aufgaben konnten die Teilnehmer die Audits zu deutlich geringeren Kosten und mit weniger Aufwand durchführen, als wenn sie einzeln tätig geworden wären. Die in den Audits aufgezeigten Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz wurden als Chance für die weitere Entwicklung der Unternehmen ergriffen. Seit Januar 2019 läuft bereits die zweite Runde des Netzwerks.
Im Zentrum der Netzwerktreffen steht der Erfahrungsaustausch über die Energieeffizienzaktivitäten der Unternehmen. Zu den bisher bearbeiteten Themen zählen beispielsweise die Wasserförderung, die Frequenzsteuerung oder die Erneuerung von Pumpen. Das Netzwerk unterstützt die Teilnehmer aber auch dabei, Fördermittel zu beantragen oder Energieeffizienzdienstleistungen zu entwickeln. Volker Kock, Geschäftsführer der Gemeindewerke Schönkirchen, erläutert: „Die Fachkompetenz in unserem Netzwerk ermöglicht gerade den kleineren Unternehmen eine optimale Aufstellung im Bereich Energieeffizienz. Dadurch können wir unseren Kunden jetzt viele zusätzliche Dienstleistungen anbieten.“
Energieeffiziente Wasserversorgung
Intensiv hat sich das Netzwerk mit energieeffizienter Wasserversorgung auseinandergesetzt. Dazu haben die Teilnehmer das moderne Wasserwerk der Stadtwerke Rendsburg besichtigt. Die dabei diskutierten Ideen wurden von drei Teilnehmern direkt aufgenommen. So haben die Stadtwerke Nortorf ein Projekt zur Ertüchtigung ihrer Brunnenanlage aufgesetzt. Durch die Optimierung der Leitungstrassen, den Austausch der Pumpen und die Erneuerung der Pumpensteuerung kann in Zukunft der Energiebedarf um 38 Prozent reduziert werden. Über 740 Megawattstunden spart das kleine Stadtwerk somit in den kommenden zehn Jahren ein. Das entspricht einer Einsparung von ca. 400 Tonnen CO2. Das Netzwerk hat auch dabei geholfen, Fördermittel für das Projekt einzuwerben. Über den Wettbewerb „STEP up!“ des Bundeswirtschaftsministeriums erhielten die Stadtwerke einen Zuschuss von 25 Prozent der Investitionskosten. Entsprechend zufrieden äußert sich der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke, Winfried Bentke: „Alleine durch die Modernisierung unseres Wasserwerks hat sich die Netzwerkarbeit für uns ausgezahlt.“
Energieeffiziente Quartierskonzepte
Auch Quartierskonzepte zur Wärmeversorgung wurden im Netzwerk thematisiert. Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse konnten einige Teilnehmer entsprechende Projekte in ihren Kommunen umsetzen, so auch die Gemeindewerke Schönkirchen. „Der Erfahrungsaustausch im Netzwerk hat unter anderem dazu beigetragen, dass wir uns mit den Themen Quartierskonzept/Wärmeversorgung und Black-out-Konzept/Stromausfall – Katastrophenschutz intensiver beschäftigen konnten. Jetzt können wir unsere Gemeinde aktiv bei der Umsetzung unterstützen“, so Kock.
Nachhaltigkeit hat für uns von jeher einen hohen Stellenwert. Wir möchten Energie so effizient wie möglich einsetzen. Dafür haben wir im Netzwerk die richtigen Impulse erhalten. Wir freuen uns auf weitere innovative Ideen für unser Unternehmen und die Region.”
Tillmann Frank, Geschäftsführender Gesellschafter der e-nema
Nahwärmenetz entwickelt
Ein besonders erfolgreiches Projekt zur Wärmeversorgung ist über die Netzwerkarbeit in der Stadt Schwentinental im Landkreis Plön entstanden. Die dort ansässige e-nema GmbH produziert biologische Pflanzenschutzmittel. Dabei entsteht viel Abwärme. Das nahe gelegene Gründerzentrum (GTZ) der Wirtschaftsagentur des Kreises Plön wiederum benötigte eine neue Wärmeversorgung, da die bisherige Heizungsanlage veraltet war. Im Energieeffizienz-Netzwerk trafen beide Unternehmen aufeinander und entwickelten die Idee eines Nahwärmenetzes zur Versorgung des GTZ mit der Abwärme der e-nema. Hilfreich für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts waren auch die Beratung und der Austausch mit den anderen Netzwerkteilnehmern, die bereits Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben. Das Nahwärmenetz wurde im Herbst 2019 in Betrieb genommen und kann weitere Abnehmer anschließen. Bereits heute spart das GTZ mithilfe der Abwärme der e-nema ca. 350 Megawattstunden Gas und somit rund 70 Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Einsparziel übertroffen
Das Energieeinsparziel aller Teilnehmer der ersten Netzwerkrunde belief sich auf insgesamt 862 Megawattstunden bis Ende 2018. Dafür haben sie in den etwas über drei Jahren Laufzeit rund 40 Maßnahmen umgesetzt. Das Monitoring zeigt, dass die Unternehmen ihr Ziel deutlich übertroffen haben. In der zweiten Runde bis Ende 2022 wollen die aktuellen Teilnehmer noch einmal rund 830 Megawattstunden einsparen und werden dafür voraussichtlich 50 neue Maßnahmen umsetzen.
Steckbrief Energieeffizienz-Netzwerk Region Kiel
- Typ
- Regionales Netzwerk
- Netzwerkträger
- EED GmbH, Schönkirchen
- Moderator
- Bernd Meier, bm.e energy consult
- Laufzeit
- 1. Runde: 10/2015 bis 12/2018, 2. Runde: 01/2019 bis 12/2022
- Teilnehmer
- Gemeindewerke Schönkirchen GmbH, Gemeindewerke Heikendorf GmbH, Energie und Einkaufsgesellschaft GmbH, Gemeindewerke Hohenwestedt GmbH, KITZ Kieler Innovations- und Technikzentrum GmbH*, Stadtwerke Nortorf AÖR, StadtwerkeRendsburg GmbH, Wirtschaftsförderungsagentur Plön GmbH,e-ema GmbH, Heiligenhafener Verkehrsbetriebe GmbH & Co. KG, Stadtwerke Heiligenhafen, Entwicklungsgesellschaft Ostholstein mbH EGOH, Gemeindewerke Malente** (* nur in 1. Runde, ** nur in 2. Runde)
Informationen rund um Energieeffizienz-Netzwerke und weitere Erfolgsgeschichten können Sie in der Broschüre “Gemeinsam erfolgreicher” nachlesen.
Bildnachweise:
Teaserbild: e-nema: Bernd Meier;
Portraitfoto Tillmann Frank: RENARD;
Gruppenfoto: Netzwerk Region Kiel