Eine Steigerung der Energieeffizienz ist für jedes Unternehmen relevant – ob international agierender Konzern oder kleiner Spezialbetrieb. Am besten funktioniert es gemeinsam, das war auch der Ansatz der „Deutsche Baryt-Industrie“. Sie veredelt Rohspatkristalle zu hochwertigen Schwerspatprodukten, was mit einem beträchtlichen Energiebedarf verbunden ist. Vor allem für das Mahlen und Trocknen benötigt sie große Mengen an Strom und Gas. Deshalb suchte das Unternehmen den professionellen Austausch und ist mit acht weiteren Betrieben, alle aus verschiedenen Branchen, im REGINEE Göttingen aktiv.
Im Juli 2017 schlossen sich neun Unternehmen rund um Göttingen zu einem REGIonalen Netzwerk für EnergieEffizienz (REGINEE) zusammen, um sich für vier Jahre auszutauschen und neue, wertvolle Impulse für die Steigerung ihrer Energieeffizienz zu erhalten. Die Teilnehmer profitieren von der Netzwerkarbeit, die sich nicht nur auf Energieeffizienz beschränkt, sondern auch aktuelle Energiethemen aufgreift, wie zum Beispiel Meldepflichten oder die Einbindung erneuerbarer Energien. Der Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. (VEA) unterstützt das Netzwerk als Träger durch Energieberatung und Fachvorträge. „Der Erfahrungsaustausch untereinander und die Präsentation von aktuellen Informationen durch den VEA sind ein Gewinn für alle teilnehmenden Unternehmen. Das REGINEE-Netzwerk bringt Experten zusammen, die ihr Wissen austauschen und durch Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen ihren Teil zum Klimaschutz beitragen“, beschreibt Heiko Drinkmann, Energiemanager bei Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, die Vorteile des Netzwerks.
Vielfältig und ambitioniert
Mehrere 100.000 Megawattstunden Strom und Erdgas verbrauchen die Teilnehmer des REGINEE Göttingen jährlich. Es leuchtet daher ein, dass sie ein hohes Engagement zeigen, ihre Energieeffizienz zu verbessern und Einsparungen zu erzielen. Das wird besonders durch das vereinbarte Netzwerkziel deutlich: Während der Laufzeit sollen 31.000 Megawattstunden eingespart und der CO2-Ausstoß um gut 12.000 Tonnen reduziert werden.
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, haben die Unternehmen über 50 Maßnahmen geplant. Diese reichen vom Einsatz energieeffizienterer Technik über die Anschaffung von Energieerzeugungsanlagen bis hin zu Verbesserungen bei Dämmung und Wärmerückgewinnung. Neben naheliegenden Maßnahmen, wie dem Austausch bestehender Beleuchtung durch LED-Technik, sind auch spezifischere Maßnahmen geplant, beispielsweise die Installation eines Druckluft-Wärme-Kraftwerks.
Im Rahmen des Netzwerks erhielten wir eine sehr gute Energieberatung, deren aufgedeckte Potenziale wir umsetzen konnten. Am REGINEE schätze ich insbesondere den Austausch zu aktuellen energierechtlichen Themen.”
Lukas Sittel, Beauftragter Energiemanagement der Universitätsmedizin Göttingen
Netzwerk fördert Innovation
Carl-Edgar Lee, Mitarbeiter in der Werksinstandhaltung des Netzwerkteilnehmers Sartorius Administration GmbH, ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit im Netzwerk die Entwicklung innovativer Ansätze befördert: „Als international führender Life-Science-Konzern setzen wir auch bei der Reduktion unseres Energiebedarfs auf Innovationen und Kooperationen. Durch den offenen und unbürokratischen Austausch mit den anderen REGINEE-Mitgliedern können wir besser einschätzen, wie praktikabel und effektiv neue Effizienzansätze sind.“
Einige der geplanten Maßnahmen wurden bereits erfolgreich umgesetzt. Ein Unternehmen hat beispielsweise eine Photovoltaikanlage installiert und kann dadurch bis zum Ende der Netzwerklaufzeit voraussichtlich über 150 Tonnen CO2 einsparen. Für ein anderes Unternehmen erwies sich die Anschaffung eines Ultraschall-Lecksuchgeräts zur Reduzierung von Druckluft-Leckageverlusten als sinnvoll. Bis Laufzeitende können durch diese Maßnahme voraussichtlich eine Stromeinsparung von gut 280 Megawattstunden sowie eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von über 160 Tonnen erzielt werden. Davon profitiert neben dem Unternehmen auch die Umwelt.
Große Vielfalt, ungeahnte Potenziale
Eine Besonderheit des REGINEE Göttingen ist, dass hier Unternehmen ganz unterschiedlicher Größen und Branchen zusammenarbeiten. Im Netzwerk sind neben Unternehmen aus der Elektroindustrie, dem Bergbau sowie der Landwirtschaft auch eine Gießerei, ein Klinikum und eine Brauerei dabei. Diese Vielfalt eröffnet den Teilnehmern neue Perspektiven auf Einsparpotenziale und Optimierungsansätze. Auch für Uwe Steinkamm, Betriebsleiter bei der Deutschen Baryt-Industrie, macht diese Heterogenität der Teilnehmer das Netzwerk aus: „Für uns als kleines Unternehmen, bei dem sich Niemand ausschließlich mit dem Thema Energie befassen kann, lohnt sich die Beteiligung am REGINEE-Netzwerk. Wir profitieren von den Erfahrungen der Großen und deren Bereitschaft, auch die Kleinen an ihrem Kenntnisstand teilhaben zu lassen“, beschreibt er die Zusammenarbeit. „Die Fachvorträge und die Betriebsbesichtigungen im Rahmen der Netzwerktreffen erlauben einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und geben Anregungen für die Planungen sowie die Durchführungen eigener Projekte.“ Andersherum profitieren auch die größeren Mitgliedsunternehmen vom Erfahrungsaustausch. Das bestätigt Stefan Gottschalk, Energiemanagementbeauftragter von Phoenix Contact GmbH & Co. KG: „Durch den Austausch ist es möglich, vom Wissen anderer zu profitieren und selbst Hilfestellung zu bestimmten Schwerpunkten zu geben.“
Steckbrief REGINEE Göttingen
- Typ
- Regionales Netzwerk
- Netzwerkträger
- VEA – Bundesverband der Energie- Abnehmer e. V.
- Laufzeit
- 07/2017 bis 07/2021
- Teilnehmer
- ContiTech MGW GmbH, Deutsche Baryt-Industrie Dr. Rudolf Alberti GmbH & Co. KG, Eisengießerei O. GattermannGmbH & Co. KG, KWS SAAT SE & Co. KGaA, PhoenixContact GmbH & Co. KG, Privatbrauerei Wittingen GmbH,Sartorius Administration GmbH, Stiebel Eltron GmbH &Co. KG, Universitätsmedizin Göttingen
- Zusatzinfo
- zur Website des VEA
Informationen rund um Energieeffizienz-Netzwerke und weitere Erfolgsgeschichten können Sie in der Broschüre “Gemeinsam erfolgreicher” nachlesen.
Bildnachweise:
Teaserbild & Gruppenfoto: VEA e.V.;
Portraitfoto Lukas Sittel: k.A.