Etwa 12.000 Tonnen Zuckerrübensirup produziert die Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG im Jahr. Bis aus der Zuckerrübe jedoch der süße Brotaufstrich wird, braucht es zahlreiche Arbeitsschritte und einen hohen Energieeinsatz. Wo sich im Unternehmen Energie einsparen lässt, dazu tauscht sich Grafschafter mit zehn Unternehmen aus der Region Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis im Energieeffizienz-Netzwerk aus.
Im April 2016 wurde das REGIonale Netzwerk für EnergieEffizienz, kurz REGINEE Bonn/Rhein-Sieg, als Kooperation des Bundesverbandes der Energieabnehmer (VEA) und der IHK Bonn/Rhein-Sieg gegründet. Elf Unternehmen – neben Grafschafter eine Druckerei, ein Walzwerk, eine Eisengießerei sowie Unternehmen aus der Elektroindustrie und dem Maschinenbau – schlossen sich mit dem Ziel zusammen, die eigene Energieeffizienz zu steigern. Bereits vor Ende der vierjährigen Laufzeit wurde das ursprünglich geplante Netzwerkziel erreicht. Aber vor allem der Erfahrungsaustausch in dem branchenübergreifenden Netzwerk führte bei den Teilnehmern zu einer sehr hohen Zufriedenheit.
Systematisches Energiemanagement
Die Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG produziert 12.000 Tonnen Zuckerrübensirup im Jahr. Die Herstellung des süßen Brotaufstrichs mit seinen vielen Produktionsschritten ist ein energieintensiver Prozess, der sich auf die Monate der Zuckerrübenernte konzentriert: Zwischen September und Dezember ist der Energieverbrauch des Unternehmens mit Abstand am höchsten. „Wir haben starke Schwankungen im Jahresverlauf, vor allem der Erdgasverbrauch ist während dieser Monate um ein Vielfaches höher als während der restlichen Monate“, sagt Nicole Stoliarov, die bei Grafschafter das Energiemanagement kaufmännisch betreut. Deshalb hat Grafschafter im Rahmen der Netzwerklaufzeit ein Energiemanagementsystem nach DIN ISO 50001 aufgebaut. „Im Energieeffizienz-Netzwerk konnten wir uns wertvolle Anregungen holen, wie ein systematisches Energiemanagement aussieht und wo mögliche Probleme liegen“, erklärt Stoliarov und weiter: „Der Austausch mit den Kollegen war ausgesprochen hilfreich und hat die Einführungsphase deutlich vereinfacht und beschleunigt.“ Daneben hat Grafschafter bereits in die Jahre gekommene Kompressoren ausgewechselt sowie Energieeffizienzmaßnahmen in den Bereichen Beleuchtung, Wärmerückgewinnung und Kraft-Wärme-Kopplung umgesetzt.
Innerhalb des Netzwerks können wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und vor Ort Maßnahmen wirtschaftlich umsetzen, über die an anderer Stelle noch diskutiert wird.”
Stefan Franceschini, Geschäftsführer Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG
Ungeahnt hohe Einsparerfolge
Viele Ideen, wo und wie sich im Unternehmen Energie einsparen lässt, hat Grafschafter durch den Austausch im REGINEE erhalten. Neben klassischen Effizienzthemen, wie Wärmerückgewinnung, Eigenerzeugung oder Elektromobilität, werden auch praxisrelevante Inhalte wie rechtliche Rahmenbedingungen, Steuern und Umlagen oder Energiemanagement nach DIN EN ISO 50001 thematisiert. Darüber hinaus können die Teilnehmer bei den Netzwerktreffen und Betriebsrundgängen einen Blick „über den Tellerrand“ werfen und neue Impulse erhalten.
Insgesamt hat das REGINEE Bonn/Rhein-Sieg 73 Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt. Dadurch wird eine jährliche Endenergieeinsparung von 6.400 Megawattstunden sowie eine jährliche Reduktion des CO2 -Ausstoßes um knapp 3.300 Tonnen generiert. Und eine Fortsetzung des Netzwerks ist bereits in Planung.
Die WW-K Warmwalzwerk Königswinter GmbH ist seit Anfang an dabei und begeistert von ihren Erfolgen: „Da wir im Unternehmen schon immer Wert auf einen umsichtigen Umgang mit Ressourcen legen, war die Teilnahme am Energieeffizienz-Netzwerk für uns nur ein konsequenter Schritt“, sagt Herbert Landsberg, Energiemanagementbeauftragter im Warmwalzwerk Königswinter. „Die Umrüstung einer Pumpensteuerung für die Walzenkühlung hat sich bei uns ungeahnt positiv ausgewirkt. Die dadurch eingesparte Energiemenge liegt um knapp zehn Prozent höher als anfangs berechnet. Für uns eine angenehme Überraschung, die sich deutlich bemerkbar macht“, berichtet Landsberg.
Auch die Stadtwerke Troisdorf sind sehr zufrieden. „Wir haben eine neue Brennwertheizung, ein Blockheizkraftwerk, eine Brennstoffzelle sowie eine PV-Anlage mit 100 Prozent Eigenverbrauch auf unserem Betriebsgelände installiert. Zusätzlich wurde die gesamte Beleuchtung auf sparsame LED-Technik umgestellt“, sagt Frank Dettmar von den Stadtwerken Troisdorf.
Interdisziplinärer Austausch zahlt sich aus
Neben den erzielten Einsparungen ist es vor allem der interdisziplinäre Erfahrungsaustausch, der zur Erschließung ungeahnter Potenziale führt und die Teilnehmer begeistert. „Es lohnt sich für uns auf jeden Fall“, betont NicoleStoliarov von Grafschafter. „Wir profitieren nicht nur wirtschaftlich von den Einsparungen, die wir langfristig durch die umgesetzten Maßnahmen und das zusätzliche Know-how erzielen. Durch den Effizienzgewinn im Unternehmen senken wir auch unsere Emissionen und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz“, so Stoliarov.
Steckbrief REGINEE Bonn/Rhein-Sieg
- Typ
- Regionales Netzwerk
- Netzwerkträger
- VEA – Bundesverband der Energie- Abnehmer e. V., Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg
- Laufzeit
- 04/2016 bis 04/2020
- Teilnehmer
- Akzenta Paneele + Profile GmbH, Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG, ELEKTRISOLA Dr. Gerd Schildbach GmbH & Co. KG, Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG, Griebling Keramik GmbH & Co. KG, Krupp Druck oHG Druckerei, Reifenhäuser GmbH & Co. KG, SGL Carbon GmbH, Stadtwerke Troisdorf GmbH, Wilhelm Stolle GmbH Maschinenfabrik und Eisengießerei, WW-K Warmwalzwerk Königswinter GmbH
Informationen rund um Energieeffizienz-Netzwerke und weitere Erfolgsgeschichten können Sie in der Broschüre “Gemeinsam erfolgreicher” nachlesen.
Wie Unternehmen von einem Erfahrungsaustausch zu Energieeffizienz im Netzwerk profitieren können, zeigt der Film, der das Energieeffizienz-Netzwerk REGINEE Bonn/Rhein-Sieg als Erfolgsgeschichte vorstellt.
Gemeinsam mehr erreichen: Im Energieeffizienz-Netzwerk REGINEE Bonn/Rhein-Sieg (Stand: 2018)
Bildnachweise:
Teaserbild & Gruppenfoto: VEA e.V.;
Portraitfoto Stefan Franceschini: Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG