25.03.2021
Der Energiekostenanteil der Kalkindustrie an der Bruttowertschöpfung beträgt laut Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie 40 Prozent. Damit gehört die Kalkindustrie zu den energieintensiven Branchen. Energieintensive Branchen wie Baustoffe (v. a. mit Kalk und Zement), Chemie, Glas, Nichteisen-Metalle, Papier und Stahl stehen häufig am Anfang der Wertschöpfungskette und nehmen eine Schlüsselposition für die Wirtschaft ein. Eine Steigerung der Energieeffizienz führt gerade in diesen Branchen nicht nur zu großen Kostenersparnissen, sondern trägt auch in erheblichem Maße zur Minderung energiebedingter CO2-Emissionen bei.
Die Lhoist Germany Rheinkalk GmbH, Teilnehmer im Energieeffizienz-Netzwerk des Bundesverbandes Baustoffe – Steine und Erden e.V., stellt sich den Herausforderungen der Branche mit einem ganzheitlichen Blick auf mögliche Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen.
Michael Joswig, Senior Technical Manager der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH, berichtet im Interview von seinen Erfahrungen mit dem Förderwettbewerb Energieeffizienz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Wie sind Sie auf den Förderwettbewerb Energieeffizienz aufmerksam geworden und welche Rolle hat dabei das Energieeffizienz-Netzwerk gespielt? Was hat Sie dazu bewegt, sich (regelmäßig) am Wettbewerb zu beteiligen?
Wir wurden durch den Austausch innerhalb unseres Energienetzwerkes und durch unseren Berater für Förderprojekte bereits auf das Vorgängerprogramm „STEP up!“ und später dann auch auf den Förderwettbewerb aufmerksam gemacht. Die Kalkindustrie gehört zu den energieintensiven Branchen. Der optimierte Abbau und Einsatz von Rohstoffen im Produktionsprozess sowie die Steigerung der Energieeffizienz zur Verringerung unseres CO2-Fußabdrucks hat daher eine hohe Priorität. Wir arbeiten an vielen Projekten, die große Potenziale haben – aber auch sehr kostenintensiv sind. Eine Förderung im Wettbewerb Energieeffizienz beschleunigt die Umsetzung individueller Projekte und damit gleichzeitig die Erreichung der allgemeinen Klimaziele und trägt dazu bei, dass die Energiewende für Unternehmen finanzierbar bleibt.
Wo sehen Sie heute und zukünftig die größten Potenziale zur Emissionsreduktion in Ihrem Unternehmen?
Große Potenziale sehen wir bereits heute und auch zukünftig in dem Einsatz biogener Brennstoffe, da der Brennstoff in unseren Kalköfen der größte Energieträger ist. Der Einsatz biogener Brennstoffe ist nicht trivial. Lagerung, Dosier- und Fördereinrichtungen müssen installiert werden, um die Stoffe effektiv nutzen zu können. Auch die Brennöfen an sich sind an den Brennstoff anzupassen, um effizient und klimaschonend zu arbeiten. Energieeffizienz spielt ebenfalls eine große Rolle. Moderne effiziente Aggregate („Best Available Techniques“) können den spezifischen Energieverbrauch unserer Werke deutlich senken. Darüber hinaus untersuchen wir die Optimierung der Fördersysteme. Zurzeit wird in unseren Werken noch ein Großteil der Produkte pneumatisch gefördert. Dafür ist teure, bzw. energieintensive Druckluft erforderlich. Hier geht es darum, zum einen die Druckluft effizienter herzustellen, aber auch darum, pneumatische Transporte zu vermeiden, z. B. durch Silos und Verladungen direkt an den Produktionsanlagen.
Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt bzw. befinden sich aktuell in der Umsetzung?
Wir haben bereits ein Projekt zur effizienteren Drucklufterzeugung erfolgreich umgesetzt. Durch ein weiteres Vorhaben soll der Energieverbrauch für den Materialtransport durch die Optimierung der Förderstrecke und den Einsatz eines energieeffizienten Becherwerkes gesenkt werden. Ein weiteres Projekt in unserer Kompressor-Station zur Drucklufterzeugung ist zurzeit in der Bauphase und wird bis August 2021 fertig gestellt. Außerdem haben wir einen neuen Multifuel-Brenner für eine Drehofenanlage bestellt, der es uns ermöglicht, Sekundärbrennstoffe einzusetzen und somit den CO2-Ausstoß weiter zu senken. Auch dieses Projekt soll im dritten Quartal 2021 fertig gestellt sein.
Sie haben bereits mehrere Maßnahmen beim Förderwettbewerb in Förderung. Wie unterstützt Sie das Programm bei der Umsetzung Ihrer Energieeffizienzmaßnahmen?
Das Programm hilft uns, da die Entscheidung zur Umsetzung von bestimmten Projekten nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten durch die Förderung deutlich leichter fällt. Durch die Umsetzung können wir dann neue Maßstäbe setzen, die Entwicklung neuer energieeffizienter Technologien vorantreiben und unsere CO2-Emissionen nachhaltig senken.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Programm seit Ihrer ersten Antragstellung?
Der Prozess von Antragsstellung bis zur Projektbewertung verläuft mit rund drei Monaten sehr zügig. Das sehen wir als sehr hilfreich. Der Projektträger unterstützt uns nicht nur während der Antragsphase, sondern auch anschließend bei Fragen rund um die Projektabwicklung immer kompetent und lösungsorientiert.
Detaillierte Informationen zum Förderwettbewerb Energieeffizienz stehen Ihnen unter www.wettbewerb-energieeffizienz.de und zu den Terminen der Online-Tutorials zum Förderwettbewerb zur Verfügung.
Bildnachweis: Lhoist