Im Hamburger Werk des Aluminiumherstellers Trimet macht die Energie mehr als 35 Prozent der Produktionskosten aus. Deshalb setzt das Unternehmen alles daran, seine Energieeffizienz stetig zu verbessern. Dafür sucht es auch den engen Austausch mit anderen Industriebetrieben: TRIMET ist Mitglied des IVH-Energieeffizienz-Netzwerks der Hamburger Industrie.
Dr. Jörg Prepeneit ist ein alter Hase in Sachen Energieeffizienz. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er im Hamburger Aluminiumwerk, das 2006 von der TRIMET Aluminium SE übernommen wurde. Heute leitet er dieses Werk. Und weil die Produktion des Leichtmetalls enorm viel Energie benötigt, gehört es zu seinen wichtigsten Aufgaben, die Energieeffizienz des Unternehmens permanent zu verbessern. Wer kann einem solch erfahrenen Fachmann dazu noch Neues erzählen?
Seine Kollegen, die er beim IVH-Energieeffizienz-Netzwerk der Hamburger Industrie trifft! Hier versammeln sich Energieexperten aus 15 Hamburger Industriebetrieben. „Der Austausch innerhalb des Netzwerks ist sehr wertvoll für mich. Die Lösungen der Kollegen kennenzulernen, auch über Hürden zu sprechen und wie sich diese überwinden lassen – das liefert viele Anregungen, wie sich der Energiebedarf und die CO2 -Emissionen der Aluminiumproduktion der Trimet weiter verringern lassen“, sagt Prepeneit.
Als Beispiel nennt er einen Besuch beim Netzwerkmitglied H & R Ölwerke Schindler GmbH, die Wasserstoff für ihre Produktionsprozesse nutzen. „Von diesem Treffen habe ich die Idee mitgenommen, in unserem Anodenbrennofen neben Erdgas auch Wasserstoff einzusetzen. Dort können wir bis zu 20 Prozent des Erdgases durch Wasserstoff ersetzen. Das reduziert den CO2-Ausstoß deutlich“, erklärt Prepeneit.
Das Netzwerk gibt uns wichtige Impulse, Vorhaben in Angriff zu nehmen, die wir sonst vielleicht nicht aufgegriffen hätten.”
Dr. Jörg Prepeneit, Leiter des Hamburger Werks der TRIMET Aluminium SE
Allein 2017 hat Trimet die CO2-Emissionen seines Hamburger Werks um 10.000 Tonnen verringert. Wie viel davon auf Anregungen aus dem Netzwerk zurückzuführen ist, lässt sich nicht eindeutig beziffern, sagt Prepeneit. „Eines ist aber sicher: Das Netzwerk gibt uns wichtige Impulse, Vorhaben in Angriff zu nehmen, die wir sonst vielleicht nicht aufgegriffen hätten.“
Gemeinsam 280.000 Megawattstunden eingespart
Zweimal im Jahr treffen sich die Experten reihum bei den einzelnen Unternehmen. Dort stellen die Gastgeber ihre Effizienzprojekte vor. Zudem berichten Netzwerkteilnehmer in kurzen Impulsreferaten von eigenen Maßnahmen. „Dann wird diskutiert, auf hohem fachlichem Niveau: Was funktioniert, was nicht? Welche Lösungen haben die Unternehmen gefunden, welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wie viel Energie sparen sie damit ein?“, erklärt Netzwerkmoderator Mario Spitzmüller vom Industrieverband Hamburg (IVH). Die Atmosphäre bei diesem Austausch sei sehr offen und kollegial, berichtet er. „Deshalb sprechen die Experten auch über Maßnahmen, die nicht das erwartete Ergebnis gebracht haben – und vor allem diskutieren sie, wie dann eine effizientere Lösung gefunden wurde. So werden Einsparziele manchmal noch übertroffen.“
Insgesamt 53 Projekte haben die Netzwerkteilnehmer in der ersten Runde umgesetzt. Spitzmüller nennt ein Beispiel: „Ein Unternehmen hat die Fahrweise eines Prozesses optimiert und spart jetzt 7.582 Megawattstunden Erdgas und 1.539 Tonnen CO2 pro Jahr ein.“
Netzwerkweit konnten die Teilnehmer ihren Treibhausgas-Ausstoß über die drei Jahre der ersten Phase hinweg betrachtet um insgesamt 105.000 Tonnen reduzieren, was einer Energieeinsparung von 280.000 Megawattstunden entspricht.
Gute Gründe für die Unternehmen, auch an der zweiten, von 2019 bis Ende 2021 laufenden Auflage des Netzwerks teilzunehmen. Zwei Betriebe sind neu hinzugekommen. Für die zweite Runde haben sich die Teilnehmer das Ziel gesetzt, insgesamt 335.000 Megawattstunden Energie einzusparen. „Das ist sehr ambitioniert, weil die niedrig hängenden Früchte ja schon lange geerntet sind“, sagt Spitzmüller.
Wärmebedarf um ein Viertel reduziert
„Wir haben keine Sekunde gezögert, auch an der zweiten Phase des Netzwerks teilzunehmen, weil wir sehr von diesem Wissens- und Erfahrungsaustausch profitieren“, erklärt Carsten Pöttker, der das Hamburger Werk von Ingredion leitet, einem Hersteller von Stärkeprodukten für die Lebensmittelindustrie. „Wir können uns zum Beispiel über das Netzwerk mit anderen Unternehmen vergleichen. So sehen wir, wo wir beim Energieverbrauch für einzelne Prozesse stehen. Das hilft uns zu erkennen, wo wir etwas tun müssen“, sagt Pöttker.
Handlungsbedarf bestand zum Beispiel bei der Wärmenutzung. „In unseren Prozessen benötigen wir viel Wärme für die Trocknung – ein Thema, mit dem sich auch andere Unternehmen unseres Netzwerks beschäftigen. Bei den Betriebsbesichtigungen konnten wir uns ein Bild von ihren Lösungen machen“, so Pöttker. „Ergebnis dessen ist, dass wir jetzt die Abwärme aus der Trocknungsanlage zurückgewinnen. Damit reduzieren wir unseren Wärmebedarf um ein Viertel.“
Trimet-Werksleiter Prepeneit sieht über die Verbesserung der Energieeffizienz und die Minderung der CO2 -Emissionen hinaus noch einen weiteren Nutzen des Netzwerks. „Der Zusammenschluss der Unternehmen ist ein starkes Signal an die Öffentlichkeit, dass die Industrie alles technisch und wirtschaftlich Sinnvolle tut, um den Klimaschutz voranzubringen“, sagt Prepeneit. „Wir sind schon sehr weit gekommen – und werden diesen Weg im Rahmen des uns Möglichen konsequent fortsetzen.“
Steckbrief IVH-Energieeffizienz-Netzwerk der Hamburger Industrie
- Typ
- Regionales Branchennetzwerk (Industrie)
- Netzwerkträger
- Netzwerkträger Industrieverband Hamburg e.V. (IVH)
- Laufzeit
- 1. Runde: 01/2016 bis 12/2018, 2. Runde: 01/2019 bis 12/2021
- Teilnehmer
- ADM Hamburg AG*, ArcelorMittal Hamburg GmbH, Aurubis AG, Daimler AG Mercedes-Benz Werk Hamburg, Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, H & R Ölwerke Schindler GmbH, HHLA Hamburger Hafen und Logistik AG, HOLBORN Europa Raffinerie GmbH, INDAVER Deutschland GmbH (AVG Hamburg), Ingredion Germany GmbH, Lufthansa Technik AG, Nynas GmbH & Co. KG*, Sasol Wax GmbH, TRIMET Aluminium SE, Vattenfall Wärme Hamburg GmbH * 2. Runde
Informationen rund um Energieeffizienz-Netzwerke und weitere Erfolgsgeschichten können Sie in der Broschüre “Gemeinsam erfolgreicher” nachlesen.
Bildnachweise:
Teaserbild & Gruppenfoto: Industrieverband Hamburg;
Portraitfoto Dr. Jörg Prepeneit: Trimet