Eine große Freiflächen-Photovoltaik-Anlage auf einem Feld mit Hügeln im Hintergrund im Sommer
Erneuerbare Energien- und Energieeffizienz-Netzwerk (4E²)

Erfolgreich kombiniert: Energieeffizienz und Dekarbonisierung

Wie können Unternehmen ihre benötigte Energie am besten klimafreundlich selbst erzeugen? Darauf eine Antwort zu finden, ist ein Ziel des Erneuerbare Energien-­ und Energie­effizienz-­Netzwerks (4E²). Die Ansätze sind vielfältig: Kleinwindkraftanlagen und Photovoltaik-­Module auf dem Betriebsgelände, der Ersatz von fossilen Energieträgern durch Biomasse oder der Einbau von neuen, mithilfe eines Frequenzumrichters geregelten Kompressoren mit installierter Wärmerückgewinnung.

Hier besteht der erste wesentliche Unterschied zum Vorläufer, dem 4E­-Netzwerk, das sich auf Kennzahlen zur Energieeinsparung und die damit verbundene Treibhausgas­reduktion konzentriert hatte. Im 4E²­-Netzwerk rückt neben der Energieeffizienz die Dekarbonisierung der Betriebe durch eigene Maßnahmen in den Fokus. Nach den im Netzwerk­-Zeitraum 2018 bis 2021 gewonnenen Erfahrungen wollten viele der Unternehmen die Zusammenarbeit mit neuem Schwerpunkt fortführen, um weitere Klimaschutz­-Potenziale zu heben. Es konnten aber auch weitere interessierte Unter­nehmen gewonnen werden, die sich dem neuen 4E²-­Netz­werk anschlossen. Ihr Ziel, Energie aus eigenen erneuer­baren Quellen zu beziehen, hatte angesichts der zunächst unsicheren Versorgungslage infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine seit Februar 2022 zusätzliche Relevanz gewonnen.

 

Frühe Umsetzung dank engem Austausch

Im 4E²­-Netzwerk findet der Austausch in unterschiedlichen Formaten statt. Zum einen hatten die Teilnehmenden in mehreren Workshops die Möglichkeit, sich mit der Eigen­erzeugung aus erneuerbaren Energien auseinanderzusetzen. Zum anderen tauschen sich die Unternehmen in regel­mäßigen Treffen rund um Energieeffizienz, Dekarboni­sierung und Energiewirtschaft sowie zur Umsetzung dies­ bezüglicher Maßnahmen aus. „Der Austausch findet trotz der Herausforderungen der vergangenen Jahre durch die Corona­-Pandemie und die Energiekrise infolge des Angriffs­krieges auf die Ukraine regelmäßig und mit motivierten Teilnehmenden statt“, sagt Netzwerkmoderatorin Katharina Gruber von der Forschungsgesellschaft für Energie­wirtschaft mbH.

Das schlägt sich auch bei der Umsetzung nieder. So konnten bereits nach dem ersten Jahr Maß­nahmen umgesetzt werden. Um die Dekarbonisierung der Unternehmen voranzutreiben, hat sich das Netzwerk zum Ziel gesetzt, eigenständig erneuerbare Energien in Höhe von jährlich über 3.500 Megawattstunden zu erzeugen. Projekte dazu sind bereits umgesetzt oder in Vorbereitung: Photovoltaik­-Anlagen zur Stromerzeugung und eine Holzvergasung, um fossile Brennstoffe zu ersetzen.

 

Netzwerke leben vom gemeinsamen Austausch. Unsere Erfahrung in einer Vielzahl an Energieeffizienz Netzwerken zeigt, dass durch das ‚Voneinander Lernen‘ Ziele schneller erreicht oder übertroffen werden.

Frank Veitengruber, Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH

 

Insgesamt wollen die Unternehmen ihre Treibhausgas­emissionen um 5,5 Prozent beziehungsweise 27.900 Tonnen CO₂-Äquivalente­ senken. Der Endenergieverbrauch soll um 5,3 Prozent sinken: Das sind nach eigenen Angaben 120 Gigawattstunden im Jahr. Um diese Ziele zu erreichen, ist das Netzwerk auch bei der Energieeffizienz sehr aktiv. Richtig in die Umsetzung kamen die Teilnehmenden dabei im zweiten Jahr der Netzwerkarbeit. Die Liste an umge­setzten Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ist so vielfältig wie die Branchen, in denen die Unternehmen, überwiegend Industriebetriebe, angesiedelt sind.

Ein Fokus hierbei: Querschnittstechnologien wie Druck­luft, Wärmebereitstellung oder Beleuchtung. So wurden Druckluftleckagen behoben, was die Effizienz der Druck­luftbereitung erhöhte. Neue, mithilfe eines Frequenz­umrichters geregelte Kompressoren mit installierter Wärmerückgewinnung wurden verbaut und Nachlaufzeiten sowie Taupunkte der Drucklufttrockner angepasst. Aber auch Taktoptimierung, Installation von Messgeräten und die Anpassung der Volumenströme sowie verlängerte Reinigungsintervalle sorgen nun in den Anlagen für eine höhere Effizienz. Außerdem wurde Beleuchtung auf LED umgestellt und abhängig vom Tageslicht gesteuert.

Eine wichtige Maßnahme, die erfolgreich umgesetzt wurde, war zudem der Umstieg von einem mit Gas betriebenen Blockheizkraftwerk auf die Versorgung mit Fernwärme. Ein Schritt mit großem Potenzial: Besonders dann, wenn die Fernwärme verstärkt aus Abwärme oder erneuerbaren Energien bereitgestellt wird.

 

Steckbrief Erneuerbare Energien- und Energieeffizienz-Netzwerk (4E²)

Typ
Regionales Netzwerk
Netzwerkträger
BayWa r. e. AG, Bayerngas Energy GmbH
Moderator
Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE)
Laufzeit
Dezember 2021 – März 2025
Teilnehmer
Bayernwerk Natur GmbH, BAYERNOIL Raffineriegesellschaft mbH, BSH Hausgeräte GmbH, Hasit/Fixit Gruppe, Karl Bachl Kunststoffverarbeitung GmbH & Co KG, Karwendel – Werke Huber GmbH & Co. KG, Roche Diagnostics GmbH, Schlagmann Poroton GmbH & Co. KG, W. L. Gore & Associates GmbH, CABB GmbH, MAN Truck & Bus SE, RF360 Europe GmbH (Qualcomm)

 

Unternehmen setzen kreative Lösungen um

Teilweise wurden auch die Gebäude der Unternehmen selbst in Angriff genommen und etwa Fenster oder Dächer saniert. Zu den Maßnahmen gehörte zudem die Optimierung der Lüftungsanlagen: Betriebszeiten, Sollwerte und Luft­wechselraten wurden dafür angepasst. Eine Beheizung oder Kühlung über die Lüftungsanlage erfolgt nur noch, wenn diese wirklich benötigt wird. Neben klassischen Energie­sparmaßnahmen gab es auch kreative Lösungen, die die Unternehmen auf dem Weg zur Dekarbonisierung voran­bringen. Dazu gehören etwa eine freie Kühlung im Winter anstelle einer Kompressionskälteanlage und die Verwendung von Brunnenwasser zur Kühlung statt einer Kältemaschine.

Für die Moderierenden Katharina Gruber und Frank Veitengruber sind es die Mischung der Unternehmen und die diskussionsfreudige Gruppe, die zu einem guten Austausch und einer intensiven Wissensweitergabe im 4E²­-Netzwerk führt. „Netzwerke leben vom gemeinsamen Austausch. Unsere Erfahrung in einer Vielzahl an Energie­effizienz­-Netzwerken zeigt, dass durch das ‚Voneinander­ Lernen‘ Ziele schneller erreicht oder sogar übertroffen werden“, sagt Veitengruber. „Nur so kann die Energiewende und die Dekarbonisierung in den Unternehmen in dem benötigten Tempo gelingen.“ In diesem Sinne macht sich das 4E²­-Netzwerk mit seinen Ansätzen, fossile Energieträger durch erneuerbare zu ersetzen und die Betriebe zu dekarbo­nisieren, schleunigst auf den Weg in Richtung Treibhausgas­neutralität.

 

Bildnachweis: shutterstock/Wang An Qi; photothek