Um effizient Maßnahmen umzusetzen, ist die Vernetzung zentraler Akteure besonders wichtig. Das haben sechs Energie- und Infrastrukturunternehmen aus Berlin erkannt und sich bereits zum dritten Mal zum Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk InfraLab Energieeffizienz zusammengeschlossen. Die Mitglieder der Innovationswerkstatt InfraLab Berlin e. V. wollen gemeinsam Potenziale identifizieren, voneinander lernen und innovative Lösungen finden, um die Energieeffizienz in ihren Betrieben zu steigern und zum Klimaschutz beizutragen.
Ziel der zweiten Runde des Netzwerks war es, bis zum Ende des Jahres 2023 durch ein Bündel von insgesamt 39 Maßnahmen jährlich 24.627 Megawattstunden (MWh) Energie einzusparen. So viel, wie rund 6.600 Haushalte im Jahr an Strom verbrauchen. Dass dieses ambitionierte Ziel erreichbar ist, konnten die beteiligten Unternehmen bereits im Vorläufernetzwerk beweisen.
Die Partner des Energieeffizienz-Netzwerks wollen Energieeffizienz und Klimaschutz dauerhaft und allumfassend in ihrem Unternehmen verankern.
Fortsetzung mit motivierten Akteuren
Damals, noch ohne die Beteiligung der Verkehrsbetriebe, hatten sich die fünf Berliner Infrastrukturbetreiber vorgenommen, ihren Energieverbrauch zu reduzieren und an der Senkung der jeweiligen CO₂-Emissionen zu arbeiten.
Zielsetzung der ersten Laufzeit war es, rund 50.000 MWh sowie knapp 17.500 Tonnen CO2Äquivalente pro Jahr einzusparen. Dieser Vorsatz konnte mithilfe von Maßnahmen wie Anlagen und Heizungsoptimierungen, neuer Beleuchtungstechnik und dem Wechsel der Energieträger in besonders energieintensiven Anlagen mit insgesamt 110 Prozent Zielerreichung deutlich übertroffen werden.
Krisenfest durch nachhaltige, selbsterzeugte Energie
Um an diesen Erfolg anzuknüpfen und auch die Ziele des InfraLab-Energieeffizienz-2.0-Netzwerks zu erreichen, tauschten sich die Energieexpertinnen und -experten in regelmäßigen Abständen aus und berieten über jeweils aktuelle Maßnahmen. Dabei standen die Unternehmen aufgrund ihres diversen Aufgabenspektrums und der gleichsam vielfältigen Energieeffizienzmaßnahmen vor ganz individuellen Herausforderungen. Besonders in den vergangenen Jahren, inmitten einer Energiekrise und der damit einhergehenden Schwierigkeiten, wurde deutlich, wie grundlegend eine nachhaltige Energieplanung für diese energieintensiven Infrastrukturunternehmen ist.
Die im Netzwerk umgesetzten Maßnahmen zur Einsparung von Energie und CO₂-Äquivalenten waren entsprechend vielfältig: So hat die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg, ein Unternehmen der GASAG-Gruppe, mithilfe einer abgesenkten Vorwärmetemperatur bei den Erdgasübergabestationen ihren Energiebedarf reduziert. Insgesamt werden damit 1.750 MWh/a eingespart.
Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Durch die Erhöhung der Systemnennspannung im Berliner Straßenbahnnetz, den Umbau auf moderne Leuchtmittel in den Liegenschaften, die Erneuerungen von Kompressoren, die Umstellung von Öl-Heizungen auf Fernwärme sowie den Neubau einer Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage leistete die BVG einen maßgeblichen Beitrag zum Erreichen der Einsparziele des zweiten Netzwerks. Die Verkehrsbetriebe errichteten zudem mehrere Photovoltaik-Anlagen – damit blieben sie nicht die einzigen Netzwerkteilnehmenden, die den Einsatz Erneuerbarer Energien fokussierten.
Umstellung auf E-Mobilität
So wurden von der Berliner Stadtreinigung (BSR) sowie von anderen InfraLab-2.0-Partnern stadtweit Photovoltaik-Anlagen errichtet, die zum Teil als Netzwerkmaßnahmen gemeldet wurden. Damit können die Unternehmen sich mit selbst erzeugter, erneuerbarer Energie versorgen. Die Berliner Wasserbetriebe nutzen beispielsweise so erzeugten Strom, um Fahrzeuge ihrer E-Flotte aufzuladen.
E-Autos werden aber nicht nur bei den Berliner Wasserbetrieben, sondern beispielsweise auch bei der BSR und der Stromnetz Berlin genutzt. Die Stromnetz Berlin konnte unter anderem dadurch den Energieverbrauch von acht Liegenschaften in zwei Schritten um 2,9 und 2,5 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren absenken.
Vattenfall hebt Zielerreichung über 400 Prozent
Die Vattenfall Wärme Berlin AG konnte durch die Installation einer Wärmepumpe und die damit verbundene verstärkte Nutzung der Abwärme der Gas- und Dampfturbine ihren Energieeinsatz um 2.700 MWh/a reduzieren. Durch weitere Energieeinsparmaßnahmen, wie die Nachrüstung von optimierten Gasturbinenschaufeln, konnte der Verbrauch außerdem um ganze 91.100 MWh/a gesenkt werden.
Des Weiteren wurde durch die Optimierung der Enthalpie-Regelung die Frischdampftemperatur im Heizkraftwerk optimiert und ein erhöhter Anlagenwirkungsgrad erreicht. Die Einsparungen hierbei liegen bei jährlichen 4.470 MWh.
Trotz Hindernissen, wie Fachkräftemangel und zeitaufwendigen Vergabeprozessen, die die zeitnahe Umsetzung der Projekte erschwerten, gelang es den Partnerunternehmen, sämtliche Zielvorhaben voranzutreiben. Nach Abschluss der zweiten Netzwerklaufzeit wurden 104.390,24 MWh/a Endenergieeinsparung und 22.218,38 Tonnen CO₂-Äquivalente erfasst, und das ursprüngliche Ziel, jährlich 24.627 MWh einzusparen, wurde zu 424 Prozent erreicht. Das vorläufige Ergebnis wurde anschließend durch das externe Monitoring der Netzwerkinitiative verifiziert.
Steckbrief InfraLab Energieeffizienz 2.0
- Typ
- Regionales Netzwerk
- Netzwerkträger
- InfraLab Berlin e.V., Berliner Energieagentur GmbH (BEA)
- Moderator
- Berliner Energieagentur GmbH
- Laufzeit
- 1. Runde: 01.04.2018 – 31.03.2020 2. Runde: 01.06.2021 – 31.05.2023 3. Runde: 01.01.2024 - 30.04.2026
- Teilnehmer
- Berliner Stadtreinigungsbetriebe AöR (BSR), Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) AöR (1), Berliner Wasserbetriebe, GASAG, Stromnetz Berlin, Vattenfall Wärme Berlin AG
- Zusatzinfo
- (1) Nur 2. Runde
Dritte Netzwerkrunde angestrebt
Die Partner des Netzwerks wollen Energieeffizienz und Klimaschutz dauerhaft und allumfassend in ihren Unternehmen verankern. Das zeigte sich anhand vieler weiterer Maßnahmen, die nachträglich im Netzwerkziel erfasst wurden. Aber auch qualitative Maßnahmen belegen das Engagement der Netzwerk-Unternehmen: Die Aussaat einer Streublumenwiese zur Förderung der Insektenvielfalt oder ein Bildungsprojekt der BSR, das deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Multiplikatoren für Klimaschutz in Berlin machen soll.
Aufgrund des Erfolges ist im Januar 2024 eine weitere Netzwerk-Laufzeit unter dem Titel InfraLab 3.0 in gleichbleibender Besetzung gestartet. Die Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2026 mehr als 15.000 MWh Energie und über 4.000 Tonnen CO2Äquivalente pro Jahr einzusparen. Sie wollen so auch in Zukunft effektiv Energie einsparen und damit einen weitreichenden Beitrag für mehr Klimaschutz leisten.
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