Ein Blick von schräg oben auf die Stadt Chemnitz im Somme
Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk Chemnitz

In Vielfalt vereint

0In Chemnitz, im Vogtlandkreis und im Erzgebirge sind die 15 Unternehmen beheimatet, die sich für insgesamt rund acht Jahre im Energieeffizienz­- und Klimaschutz­-Netzwerk Chemnitz (EEKN Chemnitz) zusammengeschlossen haben. Die Branchen hätten unterschiedlicher kaum sein können – immerhin gehörten unter anderem ein
Entsorgungsunter­nehmen, ein Getränkehersteller, ein Automobilzulieferer, eine Metallgießerei und ein Straßenbaubetrieb dazu. Sie alle einte das gemeinsame Ziel, sich zukunftssicher aufzustellen, ihren Energiebedarf und den Treibhausgasausstoß zu senken und so die Wirtschaft in der Region zu stärken.

„Dass das Energieeffizienz- und Klimaschutz-­Netzwerk so erfolgreich wie unkompliziert im März 2022 starten konnte, ist den exzellenten Key-Account­-Qualitäten des Energiecoachs der IHK Chemnitz, Herrn Enrico Eydam, zu verdanken“, berichtet Marko Linge von der Sächsischen Energieagentur (SAENA). Seit vielen Jahren in Westsachsen unterwegs, mit rund 200 Kontakten und Initialberatungen pro Jahr, kenne Eydam die Unternehmenslandschaft in seiner Region wie kein Zweiter.

Einige der Unternehmen waren bereits seit 2016 in Vorgängernetzwerken aktiv. Aber auch, wenn naheliegende Energieeffizienz­-Maßnahmen längst ergriffen wurden, sind die Teilnehmenden auf der Suche nach wirksamen Maß­ nahmen für mehr Klimaschutz kreativ geblieben.

 

Dass das Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk so erfolgreich wie unkompliziert im März 2022 starten konnte, ist den exzellenten Key-Account-Qualitäten des Energiecoachs der IHK Chemnitz, Herrn Enrico Eydam, zu verdanken.

Marko Linge, Sächsische Energieagentur (SAENA)

Steckbrief Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerk Chemnitz

Typ
Regionales Netzwerk
Netzwerkträger
Industrie- und Handelskammer Chemnitz, Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH
Moderator
GICON®-Großmann Ingenieur Consult GmbH
Laufzeit
1. Runde: 22.03.2026 - 22.03.2019 2. Runde: 28.03.2028 - 27.03.2020 3. Runde: 28.03.2020 - 03.03.2022 4. Runde: 24.03.2022 - 24.03.2024
Teilnehmer
WESKO GmbH, Becker Umweltdienste GmbH, SAMAD Industrietechnik GmbH, ACTech GmbH, Wernesgrüner Carlsberg Supply Company Deutschland GmbH, Norafin Industries (Germany) GmbH, IWB Werkstofftechnologie GmbH, VSTR AG Rodewisch, CCL Label Meerane GmbH, Hitachi Astemo Europe GmbH, Schumacher Packaging GmbH, KOKI TECHNIK Transmission Systems GmbH, Schoeller Technocell GmbH & Co. KG, KSG GmbH, Kistler Instrumente GmbH

In der Krise Lösungen finden

Mit dem Energieeffizienz­- und Klimaschutz­-Netzwerk Chemnitz ist ein ausgesprochen heterogenes Netzwerk entstanden, das viele verschiedene Branchen und Betriebs­größen vernetzte. „Hier sprachen Techniker aus der Fertigung eines international wirtschaftenden Unternehmens mit strategisch denkenden Geschäftsführern regionaler KMU“, sagt Linge. Einige Teilnehmende hatten sich zudem äußerst ambitionierte, mittelfristige Ziele gesetzt.

Der Start der vierten Netzwerkrunde fiel genau in die Gas-­ und Energiepreiskrise 2022, verbunden mit einer Energie­kostenexplosion und einer drohenden Gasmangellage. Die Teilnehmenden haben professionell darauf reagiert. Sie tauschten sich aus und konnten sehr kurzfristig zu wirksamen, innovativen Lösungen kommen. Insgesamt haben die Unternehmen der vierten Runde des Chemnitzer Netzwerks mithilfe von unterschiedlichen Maßnahmen 18.300 Megawattstunden an Endenergie pro Jahr einge­spart. Das entspricht 5.200 Tonnen an CO₂-Äquivalenten­.

Weniger Erdgas dank Rindenmulch

So hat beispielsweise die Firma KSG GmbH als zweitgrößter Leiterplattenhersteller in Europa ihre zuvor mit Erdgas betriebene Anlage zur Lösemittelverbrennung auf ein biologisches Verfahren umgestellt. Dieses System funktioniert lediglich mit Wasser, Mikroorganismen und organischem Material, in diesem Fall Rindenmulch. Der Einsatz von Erdgas zur Verbrennung der Lösemittel konnte nach Unternehmensangaben somit um 100 Prozent oder 1.691 Megawattstunden pro Jahr reduziert werden.

Ebenso weitgehend sind die Veränderungen bei der Firma AC Tech. Sie plante die Errichtung eines neuen Standortes, bei dem komplett auf Erdgas als Energieträger verzichtet werden sollte. Ziel war es, den Energiebedarf über Wärme­ pumpen, eine eigene Photovoltaik­-Anlage und die Nutzung von Abwärme abzudecken. Die Papierfabrik Schoeller Technocell GmbH & Co. KG hatte sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 am Standort Weißenborn klimaneutral zu werden. Neben den klassischen Maßnahmen zur Energieeffizienz, wie der Optimierung von Beleuchtung und Anlagen, sollten Hochtemperatur­-Wärmepumpen zur Dampferzeugung zum Einsatz kommen. Die Firma KOKI TECHNIK Transmission Systems GmbH plante den Einsatz eines Luftkollektorsys­tems zur solaren Heizungsunterstützung mit einer prognosti­zierten Einsparung von circa 320 MWh Erdgas pro Jahr.

 

Austausch quer durch die Hierarchien

Andere Unternehmen konnten mit ihrem Tätigkeitsfeld ihre Mitteilnehmenden direkt unterstützen. SAMAD Industrie­technik hat beispielsweise auf Grundlage der gemein­samen Netzwerkarbeit hochwertige Druckluft­ und/oder Stickstoffversorgungslösungen für diverse Teilnehmende entwickelt. Die IWB Werkstofftechnologie GmbH ist mit dem Schwesterunternehmen HEOS Energy GmbH auch im Bereich erneuerbare Energien und Ladelösungen für E-­Fahrzeuge breit aufgestellt und gab auf Netzwerktreffen ihre Erfahrungen und viele Anregungen weiter.

Das Besondere am EEKN Chemnitz sei die erstaunlich offene Atmosphäre bei jedem Arbeitstreffen gewesen. „Diplomatie oder taktierende Zurückhaltung hätte auch nicht funktioniert: Hier tauschten sich Techniker, Betriebs­leiter, Nachhaltigkeitsmanager und Geschäftsführer kleiner wie ganz großer Unternehmen aus“, berichtet Marko Linge. Im Netzwerk kämen eben nicht nur Energiemanager mit vergleichbaren Herausforderungen und Aufgaben zusammen, die oft die gleichen Ansichten teilen. „Es sind Menschen aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen, jeder mit einer eigenen Brille, die deutlich mehr Aufmerksamkeit und Neugier für die Themenfelder der anderen entwickeln können, weil es sie bereichert“, fasst der Moderator einen der Gründe für den Erfolg des Chemnitzer Netzwerks zusammen.

Bildnachweis: shutterstock/Tupungato; pflug Fotografie/IEEKN;