Michael Ebling, Oberbürgermeister von Mainz und Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), engagiert sich als Botschafter der Netzwerkinitiative für die Verbreitung der Netzwerkidee. Im Interview spricht er über die Bedeutung von Energieeffizienz-Netzwerken für kommunale Unternehmen, die Gründe für eine Netzwerkteilnahme und zieht ein Fazit über die bisherigen Ergebnisse der Netzwerkinitiative.
Warum und in welcher Form engagieren Sie sich als Botschafter der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke?
Der VKU engagiert sich von Anbeginn auf verschiedenen Ebenen in der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, stellvertretend für die kommunalen Unternehmen im VKU diese Initiative als Botschafter zu unterstützen. Denn: Kommunale Unternehmen tragen als Netzwerkträger, Moderatoren und Teilnehmer maßgeblich zum Erfolg der Initiative bei. Aktuell sind 17,5 Prozent der im VKU organisierten Energieversorgungsunternehmen Mitglied in einem Netzwerk. Weiterhin nehmen auch Wasserversorger- und Abwasserentsorger, Abfallentsorger oder Bäderbetriebe an Energieeffizienz-Netzwerken teil. Kommunale Unternehmen leisten auch damit einen wichtigen Beitrag, dass die deutschen und europäischen Energie- und Klimaziele erreicht werden.
Heute ist die Initiative mit knapp 280 Netzwerken eine der erfolgreichsten Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz. Der Weg dahin war nicht einfach, aber er zeigt, dass Unternehmen trotz unterschiedlicher Branchen und Strukturen gemeinsam mehr erreichen können. Damit sich noch mehr Unternehmen der Netzwerkidee anschließen, hat der VKU mit einigen Verbänden aus der Initiative den „Regionalen Clusteransatz“ entwickelt. Ziel dieses Ansatzes ist es, potenzielle Netzwerkteilnehmer landesweit zu identifizieren, regional zu clustern und dann gezielt für eine Mitwirkung in einem Netzwerk zu gewinnen.
Wenn Sie gefragt werden, was die wichtigsten Gründe für eine Netzwerkteilnahme sind – was antworten Sie?
Es gibt viele gute Gründe für Unternehmen an der Initiative teilzunehmen. Ein Energieeffizienz-Netzwerk ist zumeist ein Unternehmenszusammenschluss in der Region. Ein Hauptgrund ist für mich daher, dass Netzwerke vor Ort eine sehr gute Plattform bieten, sich zu Energieeffizienzthemen auszutauschen und um Einsparpotenziale zu identifizieren. Energieeffizienz-Netzwerke bieten quasi ein Best-Practice-Sharing von Theorie und Praxis auf Ebene der Kommune.
Ein weiterer Grund ist, dass ein Netzwerk auch dafür genutzt werden kann verpflichtende Energieaudits durchzuführen. Dadurch erhält das Unternehmen gezielte Hinweise für Energieeinsparungen über Effizienzmaßnahmen. Ebenfalls können auch bereits identifizierte Effizienzpotenziale in einem Energieeffizienz-Netzwerk u. a. durch den Erfahrungsaustausch im Netzwerk gehoben werden. Ein Netzwerk bietet daher so etwas wie ein „Rundrum-Sorglos-Paket“.
Als Oberbürgermeister ist für mich natürlich von Bedeutung, dass Unternehmen durch die Mitarbeit in einem Energieeffizienz-Netzwerk einen Beitrag zu kommunalen Klimaschutzzielen leisten und damit auch ihr Engagement für Energieeffizienz und Klimaschutz in der Region sichtbar machen können.
Über den VKU sind mittlerweile knapp 220 Teilnehmer bei der Netzwerkinitiative registriert. Welches Zwischenfazit können Sie ziehen?
Der Netzwerkgedanke ist mittlerweile fest bei den kommunalen Unternehmen verankert. Das können wir auch an den Zahlen über die Fortführung unserer Netzwerke sehen. So gehen verschiedene Netzwerke in eine zweite Runde, wie bspw. das Energieeffizienz-Netzwerk Region Kiel. Die RheinEnergie AG hat ihr Netzwerk gerade abgeschlossen und nun drei neue Netzwerke gegründet. Auch die VKU-Landesgruppen werden weiterhin als Netzwerkträger in Erscheinung treten; so ist aktuell die Gründung des GR-EEN VKU Abwasser, ein Energieeffizienz-Netzwerk für Abwasserentsorger, geplant.
Das zeigt: Energieeffizienz-Netzwerke stellen ein erfolgreiches und sinnvolles Instrument zur Identifizierung und Umsetzung von Effizienzmaßnahmen dar. Die aktuelle Initiative läuft Ende 2020 aus. Derzeit wird über eine Fortführung diskutiert. Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen ist es daher wichtig, dass auch innovative Ansätze, wie die Initiative Energieeffizienz-Netzwerke durch weitere Anreizsetzungen der Bundesregierung flankiert werden.